Schwindel & Gleichgewichtsstörungen

Schwindel kann vielfältige Ursachen haben und geht immer mit einer Störung des Gleichgewichtsinns einher. Symptome sind Drehen oder Schwanken, ein Verlust der Körpersicherheit im Raum mit Verlust der Raumorientierung. Oft kommen Fallneigung, Übelkeit, Erbrechen, ein starkes Unsicherheitsgefühl und Angst hinzu.

Der HNO-Arzt wird zunächst eingehend nach ihren Symptomen fragen. Eine Störung der Vestibularisfunktion (Gleichgewichtsapparat im Ohr) geht meist mit einem Dreh- oder Schwankschwindel einher. Eine sehr häufige Schwindelform ist der gutartige Lagerungsschwindel. Hier kommt es bei Lageveränderungen des Kopfes, z.B. nach Umdrehen im Bett oder beim Kopfdrehen, zu kurzen Drehschwindelattacken, die meist einige Sekunden nach der Bewegung auftreten, dann an Stärke rasch zunehmen, um dann wieder abzuklingen. Der Betroffene hat das Gefühl, als ob sich alles um ihn herum dreht. Ähnlich wie bei einer zu schnellen Karussellfahrt stellen sich in Folge Übelkeit, Erbrechen, Schweißausbrüche, Unsicherheit und Angst ein. Dahinter steht das Phänomen der sogenannten Canalolithiasis. Von den mit Kalzitsteinchen beschwerten Sinneshärchen in einem bestimmten Teil des Vestibularapparats lösen sich kleine Partikel und gelangen mit der Lymphflüssigkeit in die Bogengänge, wo sie sich in Abhängigkeit von der Bewegung hin und her bewegen und damit einen Sog auf die Bogengangsrezeptoren ausüben. Das hat zur Folge, dass dem Gehirn von dem betroffenen Bogengang aus eine Bewegung gemeldet wird, die aber nicht der Information der anderen Bewegungsrezeptoren entspricht. Diese widersprüchliche Information löst dann den Schwindel aus.

Der HNO-Arzt wird versuchen, möglichst genau die auslösende Bewegung und die Drehrichtung zu erfragen. Daraus ergeben sich bereits erste wichtige Hinweise, welcher Bogengang auf welcher Seite betroffen sein kann. Danach erfolgt eine Untersuchung unter der Frenzelbrille, unter der die schnellen, ruckartigen Augenbewegungen (Nystagmus) bei einer (in diesem Fall bewegungsabhängigen) Reizung des Vestibularorgans erfasst werden können. Danach wissen wir, welcher Bogengang betroffen ist, und können dann das entsprechende Befreiungsmanöver durchführen. Oft kommt es danach noch zu einem kurzen, starken Schwindel mit Übelkeit. Danach ist der Schwindel aber weg. In wenigen Fällen muss das Befreiungsmanöver wiederholt werden. Es werden noch einige einfache Verhaltensregeln für die Folgetage genannt, manchmal auch Übungen gezeigt, die Sie zu Hause für einige Tage allein durchführen.

Einem anhaltenden Drehschwindel, der oft über Tage besteht und mit starker Übelkeit, Erbrechen, Fallneigung und starker Bewegungsunsicherheit einhergeht, liegt meist ein einseitiger Funktionsverlust des Vestibularorgans oder Gleichgewichtsnervens zugrunde. Der Auslöser lässt sich nicht immer sicher herausfinden. Man nimmt virale Entzündungen an, mit zunehmendem Alter sind Durchblutungsstörungen eine häufige Ursache. Der Schwindel kann dann auch mit einem unterschiedlich ausgeprägten Hörverlust verbunden sein. Eine bekannte Sonderform ist der anfallsartige Drehschwindel beim M. Ménière, der mit einem Hörschwellenabfall und einem Druckgefühl einhergeht, manchmal aber auch nur monosymptomatisch auftreten kann.

Das sind nur einige, sehr bekannte Schwindelerkrankungen, die in einer HNO-Praxis natürlich häufig vorkommen. Daneben gibt es aber noch viele andere Erkrankungen, die mit Schwindel einhergehen, z.B. verschiedene Formen des zentralen Schwindels, insbesondere bei Durchblutungsstörungen und bei Erkrankungen im Kleinhirn, oder der optokinetische Schwindel, dem oft Fehlsichtigkeiten (Refraktionsstörungen) zugrunde liegen, oder Schwindelgefühle bei Störungen des Blutdrucks oder als Nebenwirkung von bestimmten Medikamenten.

Auf alle diese Formen gehen wir bei der Diagnostik ein. Es wird verständlich, dass die Schwindelerkrankungen zu den anspruchsvollsten Fragestellungen im HNO-Bereich gehören. Neben der sorgfältigen Erhebung der Krankengeschichte führen wir bereits bei der Erstvorstellung eine Basisdiagnostik durch, die uns einen ersten Eindruck über die Art des Schwindels liefert. Diese Diagnostik reicht dann beispielsweise beim gutartigen Lagerungsschwindel vollkommen aus. Das Befreiungsmanöver als Therapie schließt sich dann unmittelbar an. Bei anderen Schwindelerkrankungen können weitere Untersuchungen notwendig werden. Wir verfügen über eine sehr moderne technische Ausstattung zur otoneurologischen Diagnostik. In einigen Fällen kann auch ein bildgebendes Verfahren notwendig werden, z.B. ein Felsenbein-CT, eine MRT oder eine Duplex-Sonographie der zum Gehirn führenden Blutgefäße. Hierzu würden wir Sie dann an eine radiologische oder an eine neurologische Praxis überweisen.